Weihnachtsbotschaft 2021
Versöhnung statt Spaltung: Corona können wir nur gemeinsam bekämpfen!
Weihnachts- und Neujahrsgrüße von Regierungspräsident Axel Bartelt
Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,
liebe Oberpfälzerinnen, liebe Oberpfälzer,
jeder von uns hätte sich in diesem Jahr einen anderen, einen hoffnungsvolleren und sorgloseren Advent gewünscht. Eine besinnliche Zeit der inneren Einkehr, der Ruhe; eine Zeit, die man intensiv mit Familie und Freunden, die man gemeinsam und unbeschwert genießt. Eine Adventszeit und ein Weihnachtsfest, wie man es kennt, liebt – und vermisst. Eine Zeit ohne Corona. Doch die Zeiten, sie sind schwierig – weiterhin. Wir stecken mitten in der vierten Welle der seit fast zwei Jahren weltweit grassierenden Corona-Pandemie. Wieder bestimmen Einschränkungen und Abstand unseren Alltag. Wieder fehlt das Unbeschwerte, Sorgenfreie, der vorweihnachtliche Zauber, der das Jahresende sonst so besonders macht.
Trotz, oder gerade wegen der belastenden Umstände, möchte ich mich zu diesem Weihnachtsfest mit besonderen Worten an Sie richten. Für mich persönlich sind es auch deshalb besondere, weil es meine letzten als Regierungspräsident der Oberpfalz sind. Zum Februar 2022 werde ich meinen Ruhestand antreten.
Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit deshalb als erstes herzlich bei allen Oberpfälzerinnen und Oberpfälzern, ich möchte mich bei Ihnen, bedanken!
Acht Jahre lang durfte ich ein wunderbares Amt ausfüllen. Acht Jahre lang durfte ich als der „Oberste Beamte“ diesen Regierungsbezirk mitgestalten und in all seinen Facetten kennenlernen. Besser als meine sprichwörtliche Westentasche. Im Rahmen meiner unzähligen Gespräche, Termine und Besuche in Gemeinden, Städten und Landkreisen habe ich die Vielfalt, die Leistungskraft und Stärke, insbesondere aber die Menschen, die hier leben, schätzen gelernt und liebgewonnen. Die Oberpfalz ist etwas Besonderes. Genauso wie die Oberpfälzerinnen und Oberpfälzer, die in einem beeindruckenden Maße ihren Beitrag zum wirtschaftlichen Aufstieg der Region leisten – und doch stets zurückhaltend und bescheiden bleiben. Dafür gebührt Ihnen mein allerhöchster Respekt und meine Anerkennung.
Als ich im Januar 2014 mein Amt als Regierungspräsident antrat, da war mir eines besonders wichtig: Ich wollte der Oberpfalz und den Menschen, die hier leben, ein guter Anwalt sein. Ich wollte als ihr Anwalt für die Anliegen der Region eintreten – in München, in Berlin und in Brüssel. Und ich wollte ein offenes Ohr haben für ihre Probleme und Sorgen, mich mit aller Kraft und den mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einsetzen für ihre Anliegen, u.a. für eine gute Berufsausbildung, für eine bessere Infrastruktur, für eine optimale Digitalisierung, aber auch für die vom Fischotter in ihrer Existenz bedrohten Teichwirte, für die Nutzer des Eixendorfer Sees und für so viele Themen mehr. Ob mir das gelungen ist, müssen Andere beurteilen.
Die vergangenen acht Jahre waren bei Leibe nicht immer einfach – für keinen von uns! Ich erinnere mich hier zum Beispiel insbesondere an die Flüchtlingskrise, die unmittelbar zu Beginn meiner Amtszeit 2014/2015 zum allumfassenden Thema wurde und auch hier in der Oberpfalz in kürzester Zeit für tausende neuankommende Menschen Unterkünfte gefunden werden mussten. Oder, wie jetzt, die Corona-Pandemie, die uns seit fast zwei Jahren fest im Griff hält und uns alles abverlangt. Ein Thema, so omnipräsent, dass es alle Bereiche des Lebens durchdringt, wo wir unmittelbar spüren, dass Alles mit Allem zusammenhängt, dass das Drehen an einer Stellschraube im gesellschaftlichen System mannigfaltige Auswirkungen in vielen anderen Bereichen hat. Für Viele ist die Pandemie eine unmittelbare Bedrohung für ihre Gesundheit und ihr Leben, für Viele aber auch wirtschaftlich und sozial. Ich will diesem leidvollen Thema, das schon so viele Menschenleben gefordert und etliche wirtschaftliche Existenzen zerstört hat, bei dieser Gelegenheit – in dieser Zeit der Besinnung, des Innehaltens, des weihnachtlichen Friedens – nicht zu viel Raum lassen. Ich will ihm aber auch nicht ausweichen.
Denn es stellt unsere Gesellschaft vor eine der schwersten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte. Es stellt uns vor eine Zerreißprobe. Es bedroht unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das dürfen wir nicht zulassen.
Im Gegensatz zum Vorjahr haben wir heuer ein wirksames Mittel im Kampf gegen Corona: Die Impfung. Und sie ist bisher das einzige wirksame Mittel, das wir haben.
Impfen schützt! Jeden Einzelnen, aber auch alle anderen. Das haben zahlreiche wissenschaftliche Studien und millionenfach verimpfte Dosen über den gesamten Globus hinweg mittlerweile eindrucksvoll bewiesen. Impfen führt zu keiner Immunität – das hat nie jemand behauptet.
Aber: Impfen wirkt! Das zeigt auch die ungeheure Diskrepanz bei den Inzidenzwerten zwischen Geimpften und Ungeimpften. Das zeigen auch die dramatischen Zahlen aus den Intensivstationen, in denen ca. 80 Prozent der beatmeten Patienten nicht oder nicht vollständig geimpft sind. Alle Fakten sprechen also für eine sogenannte „Pandemie der Ungeimpften“.
Angesichts dieser Fakten fällt es mehr als schwer zu verstehen, warum Menschen, die aus medizinischer Sicht könnten, sich trotzdem nicht impfen lassen. Und das, obwohl alle Staaten um uns herum verzweifelt versuchen mit einer möglichst hohen Impfquote die Pandemie in den Griff zu bekommen. Obwohl die absolute Mehrheit der Mediziner und Wissenschaftler sich für das Impfen und jetzt mehr und mehr – jüngst auch der renommierte Ethikrat der Bundesregierung – sogar für eine Impfpflicht aussprechen.
Man fragt sich fast ein wenig verzweifelt, was muss denn noch passieren, dass einige wenige endlich den Ernst der Lage sehen? Dass Sie einsehen, dass der Staat hier nicht der vermeintliche Feind ist, der willkürlich in die Freiheitsrechte eines Einzelnen eingreift, sondern dass er versucht, sich mit allen Mitteln einer historischen Pandemie entgegenzustemmen, die bislang weltweit über fünf Millionen Todesopfer gefordert hat, davon allein über 100.000 in Deutschland, um damit letztendlich mehr Schaden von der Gesellschaft – von uns allen – abzuwenden.
Immer häufiger beschleicht einen in diesen Momenten die bange Frage: Geht es bei der aktuellen Diskussion eigentlich noch um die Impfpflicht oder geht es hier um etwas ganz Anderes? Geht es vielleicht darum, dass unsere Gesellschaft an ihren Rändern immer mehr auseinanderdriftet? Dass man sich ungewollt, aber doch sichtbar, in manchen Bereichen entfremdet hat? Und dass dieser schwelende Konflikt nur an der Impffrage wie unter einem Brennglas sichtbar wird?
Eines dürfen wir in dieser Situation jedenfalls niemals zulassen: Dass hier gezielt immer mehr polarisiert wird und dass unsere Demokratie Schaden nimmt. Auch wenn es manchen vielleicht schwerfällt, sind wir gerade jetzt aufgerufen – und zwar alle – einen kühlen Kopf zu bewahren. Demokratie will nicht spalten – Demokratie will Ausgleich und will Versöhnung. Nur solidarisch und gemeinsam können wir in der Bekämpfung der Pandemie erfolgreich sein.
Zweifelsohne: Vor uns liegen in den nächsten Wochen und Monaten noch große Herausforderungen. Lassen Sie uns versuchen, sie gemeinsam anzugehen. Es soll niemand angeprangert oder ausgegrenzt werden, weil er eine andere Meinung vertritt. Aber jeder sollte sich seiner Solidarität und Verantwortung gegenüber einer Gemeinschaft bewusst sein, die auf den Zusammenhalt aller angewiesen ist.
Deshalb: Lassen bitte auch Sie sich impfen oder helfen Sie mit, dass sich noch möglichst Viele impfen lassen!
Liebe Oberpfälzerinnen, liebe Oberpfälzer,
Was mich in den vergangenen Jahren als Regierungspräsident immer angetrieben hat, war insbesondere die Tatsache, dass wir als Regierung der Oberpfalz Verantwortung tragen – Verantwortung für Sie! Unsere Themen, das sind die Themen der Menschen hier in der Region. Das sind die Themen, die sich direkt auf den Alltag, auf ihr Leben auswirken. Das sind genau die Themen, die das „Sich-Zuhause-Fühlen“ bestimmen. Als Regierung haben wir die Aufgabe, wir haben die Möglichkeit – und wir haben die Pflicht – hier mitzuwirken, um eine für alle Seiten und Beteiligten lebens- und liebenswerte und insbesondere auch eine sichere Heimat zu gestalten.
Als Regierung der Oberpfalz sind wir gefragt und berufen, Antworten auf manchmal auch sehr schwierige Fragen zu finden – an Lösungen, Kompromissen oder einem Konsens mitzuarbeiten, mit denen im Idealfall alle leben können. Als Regierungspräsident – und als der Anwalt der Oberpfälzerinnen und Oberpfälzer, der ich immer sein wollte – habe ich mich in den vergangenen Jahren hierfür jeden Tag gerne und mit ganzer Kraft eingebracht.
„Regierungspräsident“ – das war für mich immer mehr als nur ein rein repräsentatives Amt, das es natürlich zu einem Teil auch ist. Es besteht vielmehr aus der Verantwortung, dafür Sorge zu tragen, dass in einer großen Behörde und deren Zuständigkeitsbereich alles „rund“ und nichts „aus dem Ruder“ läuft.
Es war mir eine große Ehre und es erfüllt mich mit Dankbarkeit, acht Jahre lang Regierungspräsident eines solch beeindruckenden Regierungsbezirks gewesen zu sein. Ich werde die Zeit in bester Erinnerung behalten. Ich hoffe, dass ich als Ihr Anwalt – und insbesondere auch als Mittler und Moderator – zu einer erfolgreichen, guten und hoffnungsvollen Zukunft der Oberpfalz mit beigetragen habe.
Ich wünsche Ihnen nun trotz Corona ein besinnliches, frohes Weihnachtsfest. Genießen Sie die ruhige Zeit, so wie sie uns bleibt, im Kreise Ihrer Familie und Freunde. Die dort gemeinsam verbrachte Zeit ist sicher das schönste Geschenk, dass Sie sich gegenseitig zu Weihnachten machen können. Legen Sie, wann immer möglich, die Sorgen und Ängste des Alltags für einen Moment zur Seite und lassen Sie Hoffnung zu, die Hoffnung auf ein besseres „morgen“.
Ich wünsche Ihnen für die Zukunft privat und beruflich alles Gute. Kommen Sie gut ins Neue Jahr 2022 – und vor allen Dingen: Bleiben Sie und Ihre Liebsten gesund!
Das wünsche ich Ihnen von Herzen.
Ihr Axel Bartelt
Regierungspräsident der Oberpfalz