Naturschutzprojekte
Die Palette an Naturschutzprojekten in der Oberpfalz ist vielfältig. Sie reicht von großen EU- oder Bund geförderten Projekten bis hin zu lokalen Einzel-Artenschutzprogrammen. Doch eines ist bei allen gleich: der Schutz der Arten und Lebensräume funktioniert nur durch die Bereitschaft vieler an den Maßnahmen mitzuwirken – und das ausschließlich auf freiwilliger Basis.
Artenhilfsprojekte für Tiere und Pflanzen
Artenhilfsprojekte (AHP) sind spezielle Konzepte für einzelne, besonders schutz- und pflegebedürftige Arten. In der Oberpfalz gibt es sie für über 100 Pflanzen- und Tierarten. Darunter auch Arten für die die Oberpfalz eine ganz besondere Verantwortung hat, da ihre letzten Vorkommen oder ihr Verbreitungsschwerpunkt im Regierungsbezirk zu finden sind.
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Die Horstkamera im NSG Eschenbacher Weihergebiet zeichnet während einer Brutsaison das Geschehen am Fischadlerhorst permanent auf. Aus diesem Material wurden die besten Szenen der Brutsaison 2022 zusammengestellt: auf über drei Minuten wird das Brutgeschäft der Fischadler vom ersten Eintreffen bis zum Ausfliegen der Jungvögel dokumentiert. Diese Aktion ist Teil der Fisch- und Seeadlerbetreuung Oberpfalz.
Das Projekt „Fischadler Webcam“ wurde gefördert durch die Regierung der Oberpfalz in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald. Der Projektinitiator und Horstbetreuer Martin Gottsche hält zusammen mit Elmar Pöpperl Kamera und LIVE-Sendebetrieb während der Saison aufrecht: Zur Horstkamera im NSG Eschenbacher Weihergebiet.
Fisch- und Seeadler galten in Bayern schon lange als ausgestorben. Seit den 1990er Jahren beginnen sich in der Oberpfalz beide Arten wieder langsam zu etablieren. Damit übernimmt die Oberpfalz eine besondere Verantwortung für den gesamten süddeutschen Raum, wo aktuell noch sehr zögerlich einzelne Fischadler erste Brutversuche unternehmen bzw. einige wenige Seeadlerpaare bereits etabliert sind.
2001 wurde erstmals wieder ein Seeadler-Brutpaar in Grafenwöhr entdeckt. Aktuell (Brutsaison 2022) wurden in 18 bekannten Seeadlerrevieren 17 flügge gewordene Jungvögel erfasst, davon sind acht beringt worden. In den restlichen bayerischen Regierungsbezirken gibt es nach aktuellem Kenntnisstand mindestens 11 weitere Revierpaare. Der tatsächliche Bestand an Seeadlern dürfte sicherlich deutlich größer sein, da nicht alle Revierpaare und Horste entdeckt werden.
Auch Fischadler waren in Bayern lange Zeit ausgestorben. Mittlerweile sind wieder 22 Paare in der Oberpfalz bekannt. 2022 lag der Bruterfolg bei immerhin 18 flüggen Jungvögeln. In den Regierungsbezirken Schwaben, Mitelfranken und Oberfranken sind weitere 4 Brutpaare erfasst. Auch beim Fischadler dürfte es eine Dunkelziffer geben, da nicht alle Reviere und somit Horststandorte bekannt sind.
Die Regierung der Oberpfalz koordiniert seit Beginn der Wiederbesiedlung Schutzmaßnahmen für die beiden Greifvogelarten, im Einzelnen sind dies:
- Erfassung von Brutrevieren, um gemeinsam mit Waldbesitzern, BaySF, AELF und Bundesforst sowie Jagdpächtern Brutzeit-Ruhezonen zum Schutz der Tiere einzurichten
- Installation von Kunsthorsten, die vom Fischadler sehr gut angenommen werden; durch gezielte Auswahl der Standorte können hiermit bereits im Vorfeld konfliktträchtige Bereiche (z. B. gut frequentierte Wanderwege, etc) vermieden werden
- Bestandsmonitoring durch Beringung der nestjungen Adler: hiermit können über einen längeren Zeitraum durch regelmäßige Ringablesungen Erkenntnisse über Verbleib und Ausbreitung der „Oberpfalzadler“ gewonnen werden – Artenschutz ist grenzenlos!
- Regelmäßiger Informationsaustausch aller im Adlerschutz beteiligten Personen
- Information der Öffentlichkeit, z. B. durch Förderung der Webcam am Rußweiher, TV- und Rundfunkberichte, Presse etc
Die Erfolge im Adlerschutz sind nur möglich durch ein Netzwerk von „Adlerfreunden“ aus unterschiedlichsten Bereichen: engagierte Försterinnen und Förster (Bayerischen Staatsforsten, Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Bundesforst), Mitarbeitende der Naturschutzbehörden, der Umweltabteilung der US-Army Grafenwöhr und viele ehrenamtlich tätige Ornithologinnen und Ornithologen (Landesbund für Vogelschutz, Ornithologische Arbeitsgemeinschaft, Bund Naturschutz) setzen sich leidenschaftlich für den Schutz von Fisch- und Seeadler ein – eine starke Leistung!
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Wiesenbrüter gehören zu den wohl am stärksten gefährdeten Vogelarten bei uns in Bayern. Bereits seit den 80iger Jahren nimmt die Zahl der Wiesenbrüter beständig ab. Mit viel Engagement versuchen Naturschützer die Bestände von Großem Brachvogel, Kiebitz, Wachtelkönig und Co. zu retten. Behörden, Naturschutzvereine, Gebietsbetreuer, Landwirte und jede Menge ehrenamtliche Helferinnen und Helfer arbeiten jedes Jahr eng zusammen, damit die Vögel möglichst ohne Gefahr brüten und ihre Jungen aufziehen können. Dabei setzt man mittlerweile sogar auf Drohnen mit Wärmebildkameras und Zäune. Denn der Lebensraum der Wiesenbrüter, die feuchten, wenig bewirtschafteten Wiesen in den Flusstälern, sind auch bei Menschen sehr begehrt. In den letzten 30 Jahren wurden die ausgedehnten Feuchtwiesen in großem Stile trockengelegt, intensiviert, zu Äckern umgewandelt, versiegelt oder durch Siedlungen und Straßen zerschnitten.
Wiesenbrüterschutz in der RegentalaueIn der Oberpfalz gilt vor allem das Regental zwischen Cham und Pösing bayernweit als Vorzeigeprojekt für erfolgreichen Wiesenbrüterschutz. Hier findet man noch das gesamte Spektrum an Wiesenbrüter-Arten. Neben Großem Brachvogel, Kiebitz, Bekassine, Wiesenpieper und Braunkehlchen brüten hier auch Rotschenkel und Uferschnepfe. Dies ist vor allem dem besonderen Engagement der ehrenamtlich arbeitenden Gebietsbetreuer zu verdanken: ihre individuelle Betreuung der Landwirte und die Begleitung bei der Bewirtschaftung belegter Feldstücke erhöhen die Chance für erfolgreichen Nachwuchs. Auch das infolge des Volksbegehrens neu geregelte Naturschutzgesetz soll wiesenbrütenden Vogelarten zu Gute kommen. Spätere Zeitpunkte für die Mahd sollen helfen, dass mehr Küken flügge werden.
Wiesenbrüterschutz an der DonauSeit 2012 koordiniert die Regierung der Oberpfalz mit Unterstützung zahlreicher Helferinnen und Helfer vom Landesbund für Natur- und Vogelschutz den Einsatz von Gelegeschutzzäunen in den Auwiesen der Donau. Dem hochbedrohten Großen Brachvogel wird damit ein kleiner Vorsprung im Wettlauf mit Fuchs und Wildschwein verschafft, auf deren Speisezettel unter anderem Eier und Küken des langschnäbligen Charaktervogels stehen. Diese ungewöhnliche Maßnahme trägt hier zur Sicherung und Bestandsstabilisierung auch anderer wiesenbrütender Vogelarten wie Braunkehlchen, Feldlerche und Grauammer bei.
Satelliten-Telemetrie-Projekt Großer Brachvogel
Bayernweit engagiert sich der Landesbund für Natur- und Vogelschutz mit einem groß angelegten Forschungsprojekt um den Schutz des vom Aussterben bedrohten Brachvogel. Mehr Informationen finden Sie hier: LBV-Schutzprojekt zum Großen Brachvogel in Bayern - LBV - Gemeinsam Bayerns Natur schützen
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Das Artenhilfsprogramm Flora ist eines der ältesten Artenhilfsprogramme der Regierung der Oberpfalz. Seit über 20 Jahren arbeiten Pflanzenspezialisten, Landschaftspflegeverbände, Landwirte und die Naturschutzbehörden daran, besonders seltene und gefährdete Pflanzenarten in ihrem Bestand zu erhalten. Im Fokus stehen Farn- und Blütenpflanzen der Bayerischen Roten Liste (RL) für deren Erhalt Bayern bzw. die Oberpfalz eine hohe Verantwortung hat. Besonderes Augenmerk gilt dabei insbesondere den sogenannten Endemiten, das sind Pflanzenarten, deren Areal weltweit auf Bayern oder sogar nur auf die Oberpfalz beschränkt ist. Das sind z.B. spezielle Habichtskräuter oder Mehlbeeren. Ihre Namen weisen oft Bezüge zu ihrer Herkunft auf, wie etwa die Regensburger Mehlbeere (Sorbus ratisbonensis).
Grundlage des AHP Flora ist eine genaue, zum Teil jährlich stattfindende, Kontrolle der noch vorhandenen Wuchsorte. Darauf aufbauend werden Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der jeweiligen Art und ihres Lebensraums erarbeitet und durchgeführt. Für besonders gefährdete Arten mit nur mehr wenigen Exemplaren werden spezielle Erhaltungskulturen angelegt und Wiederansiedlungsversuche unternommen. Ein hoher Aufwand um die Besonderheiten unserer bayerischen Flora zu erhalten.
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So unscheinbar Flussperlmuscheln wirken, so komplex ist ihr Leben. Ein Blick in die Kinderstube der Muscheln eröffnet ungeahnte Welten und lässt uns Staunen. Mehr als 60 Millionen Jahre hat die Flussperlmuschel in unseren Bächen überlebt. Nun ist sie in ganz Mitteleuropa akut vom Aussterben bedroht. Der Naturpark Steinwald beherbergt eines ihrer letzten Vorkommen in der Oberpfalz. Dort kümmert man sich intensiv um den Erhalt dieser anspruchsvollen Süßwassermuschel. Nur in absolut klaren und unverbauten Bächen können wir diesen Naturerbe-Schatz bewahren.
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Die Gewöhnliche Gebirgsschrecke (Podisma pedestris) gehört zu den hochgradig vom Aussterben bedrohten Arten in Deutschland. Gerade die Oberpfalz trägt für die außeralpinen Vorkommen als isolierte Vorposten besondere Verantwortung. Die Bestandszahlen der letzten Vorkommen in der Oberpfalz sind allerdings seit Jahren rückläufig und einige Vorkommen gelten bereits als verschollen. Letzte Hinweise der Art gibt es in den Landkreisen Amberg-Sulzbach, Neumarkt, Tirschenreuth und Neustadt a.d. Waldnaab. Um die Bestandssituation der Gewöhnlichen Gebirgsschrecke (Podisma pedestris) zu verbessern, werden seit 2013 spezifische Pflegemaßnahmen zur Optimierung der Lebensräume durchgeführt.
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Die Bestandssituation des Goldenen Scheckenfalters ist bayernweit seit Jahrzehnten geprägt von zunehmendem Populationsschwund. Neben den Hauptvorkommen im voralpinen Hügel- und Moorland existieren mittlerweile nur noch sehr wenige, isolierte Vorkommen in Nordbayern. In der Oberpfalz waren die letzten Vorkommen im Landkreis Tirschenreuth und Neustadt a.d. Waldnaab verwaist. Ein Wiederansiedelungsprojekt dieser europarechtlich geschützten Art gibt neue Hoffnung.
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Trotz seiner auffälligen Erscheinung hat wohl kaum jemand einen Nashornkäfer bei uns je zu Gesicht bekommen. Oder etwa doch? Ein Mitmach-Projekt für alle soll klären, wo Naturfreunde in der Oberpfalz der Nashornkäfer lebt.
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Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling gehört zu den seltensten und anspruchvollsten Tagfaltern in Bayern. Seine spezielle Lebensweise, bei der er auf das enge Zusammenspiel mit einer Pflanze und einer Ameise angewiesen ist, macht sein Überleben vielerorts schwierig. Um ihn zu erhalten, muss dieses Gefüge stimmen. Mit detaillierten Untersuchungen werden Engpässe im Lebenszyklus der Bläulingspopulationen aufgedeckt und nach neuen Lösungen gesucht, um diesen außergewöhnlichen Schmetterling im Oberpfälzer Jura zu erhalten.
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Pressemitteilung vom 03.02.2023:
Lebensraumschutz mit dem Bagger
Warum in einem Regensburger Schutzgebiet schweres Gerät anrollen mussDie DBU-Naturerbefläche Frauenholz bei Oberhinkofen ist Zufluchtsort für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Trotzdem rollen hier nun die Bagger an. Grund dafür ist der Schutz der biologischen Vielfalt. Ab Anfang Februar werden die kleinen Tümpel des ehemaligen Standortübungsplatzes wieder fit gemacht und kleinere Kiesflächen (Rohböden) angelegt.
Optimierung der Laichgewässer für geschützte Amphibien
Die heimlichen Stars dieses Schutzgebiets sind Gelbbauchunke, Kreuzkröte und Kammmolch. Sie sind sehr selten, nicht besonders auffällig und mögen sonnige Pfützen und Tümpel. Diese gab es reichlich als das Gelände noch militärisch genutzt wurde. Panzer schufen perfekte Lebensbedingungen: verdichtete Kuhlen, Furchen und Fahrspuren, offene Kiesflächen, schüttere Vegetation. Was auf den ersten Blick zerstörerisch wirkt, ist für diese Arten überlebenswichtig.Seit die Panzer weg sind, wachsen die Tümpel immer stärker zu und die Böden werden durchlässig. Regenwasser bleibt nur noch kurze Zeit stehen. Die zunehmende Trockenheit verstärkt das Problem. Für den Nachwuchs der Amphibien wird es brenzlig. Trocknet das Gewässer aus bevor die Jungtiere ihre Entwicklung zum Landgänger abgeschlossen haben, droht ihnen ein trauriges Schicksal.
Dagegen wollen Naturschutzbehörden und Gebietsbetreuer in Zusammenarbeit mit der DBU Naturerbe, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), und dem Bundesforstbetrieb Hohenfels etwas unternehmen: ein Bagger soll die Laichgewässer im Februar wieder optimieren. Kehren die Tiere im Frühjahr aus dem Winterquartier im umliegenden Wald zurück, ist die Maßnahme bereits abgeschlossen. Der Erfolg der Aktion zeigt sich dann im Sommer.
Alle Maßnahmen sind Bestandteil des Naturerbe-Entwicklungsplans, der Naturschutzmaßnahmen für Wald, Offenland und Feuchtgebiete sowie eine Wegeführung für Besucher festlegt, und des FFH-Managementplans für das Natura 2000-Gebiet „Standortübungsplatz Oberhinkofen“. Sie dienen dem Erhalt von europarechtlich geschützten Arten.
Bilder zur Pressemitteilung finden Sie unter diesem Link.Pressemitteilung vom 11.08.2021:
Ehemaliger Standortübungsplatz beherbergt eine der letzten Kammmolch-Populationen in Stadt und Landkreis Regensburg Appell an Besucherinnen und Besucher: Nehmen Sie bitte Rücksicht!Auf dem Gelände des ehemaligen Standortübungsplatzes Oberhinkofen befindet sich eines der vermutlich letzten Kammmolch-Habitate in Stadt und Landkreis Regensburg. Um die Population dieser in Bayern stark gefährdeten und europarechtlich geschützten Art zu erhalten, arbeiten Naturschutzbehörden, Flächeneigentümerin, Gebietsbetreuer, Landnutzer und ehrenamtliche Helfer eng zusammen. Seit 2014 finden immer wieder Maßnahmen auf dem besagten Gelände der DBU-Naturerbefläche Frauenholz statt. Denn die Ansprüche der Molche an ihren Lebensraum sind hoch: Sie benötigen fischfreie, besonnte Kleingewässer mit vielfältiger Unterwasservegetation und Röhricht. Immer wieder sind daher Bagger- und Gehölzarbeiten notwendig, um Laichgewässer zu optimieren oder neu anzulegen. „Als der Truppenübungsplatz noch aktiv von der Bundeswehr genutzt wurde, erledigten das Panzer bei ihren militärischen Manöverübungen ganz unbeabsichtigt“; betont der Gebietsbetreuer des Landschaftspflegeverbands Regensburg e. V., Hartmut Schmid.
Um langfristig die Überlebenschancen der Kammmolche zu erhöhen, hat die Regierung der Oberpfalz in Zusammenarbeit mit dem Gebietsbetreuer und einer Gruppe ehrenamtlicher Helfer mit Maßnahmen zur direkten Bestandsstützung begonnen. Dazu wurden im Frühjahr 2021 erwachsene Tiere (Männchen und Weibchen) mittels Reusenfang entnommen und in Aquarien zum Ablaichen gebracht. Keine leichte Aufgabe, wie Dr. Christina Meindl, die zuständige Projektleiterin im Sachgebiet Naturschutz an der Regierung der Oberpfalz, betont: „Es erfordert viel Gespür und Wissen und ist nur unter Aufsicht und Genehmigung der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung der Oberpfalz erlaubt.“ Doch das „Naturwunder“, die Verwandlung der kiementragenden Larve zum lungenatmenden Landgänger, gelang. Die Jungtiere wurden im Juli 2021 in das Ursprungsgewässer wieder freigesetzt. Die ersten 20 Tiere konnten so bereits ihre neue, alte Heimat erkunden und sich in den ausgedehnten Wäldern der DBU-Naturerbefläche ein geschütztes Plätzchen suchen. Finanziert wird die Bestandsstützung aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Dr. Christina Meindl freut sich über den Erfolg der Maßnahme: „Das besondere und fachmännische Engagement unserer ehrenamtlichen Helfer trägt maßgeblich zum Erfolg des Artenhilfsprojekts bei. Dank einer von Franz Häring speziell entwickelten Computer-Software gelingt es uns, die Tiere an ihrem individuellen Bauchmuster auch künftig wiederzuerkennen. Dieses Monitoring hilft uns, mehr über das Leben und die Bedürfnisse dieser hochbedrohten Tiere zu erfahren.“
Das etwa 500 Hektar große Gebiet rund um den ehemaligen Standortübungsplatz ist ein Natura 2000-Schutzgebiet und seit 2014 eine von 71 Naturerbe-Fläche der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), des DBU Naturerbes. Vor Ort betreuen Mitarbeiter des Bundesforstbetriebes Hohenfels (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) die Fläche im Auftrag der Eigentümerin. Sie beherbergt eine Reihe weiterer hoch gefährdeter Amphibien, wie Gelbbauchunke und Kreuzkröte. Dr. Christina Meindl appelliert an die Besucher daher, sich an die geltenden Regeln zu halten: „Nehmen Sie bitte Rücksicht auf die hier ansässige Tier- und Pflanzenwelt. Halten Sie Abstand zu den wertvollen Kleingewässern, lassen Sie Hunde nicht darin spielen und achten Sie auf den Wegen auf die kleinen Jungfrösche und -kröten. Diese halten sich derzeit noch gerne in Gewässernähe auf und suchen sich bald neue Verstecke in den Wäldern.“
Der Kammmolch
Der Kammmolch ist unsere größte heimische Molchart und kann bis zu 18 Zentimetern lang werden. Die Oberseite ist dunkelbraun bis schwärzlich, die Unterseite gelb bis orangegelb mit schwarzen Flecken. Die Männchen besitzen in der Wassertracht einen hohen gezackten Rückenkamm. Charakteristisch ist bei den Männchen außerdem ein perlmutt-silbriges Band („Milchstreifen“) an den Schwanzseiten. Die Zerstörung oder Beeinträchtigung von Kleingewässern durch Fischbesatz, Verfüllung, Gewässerverschmutzung oder Eintrag von Dünger und Spritzmitteln gefährden die Bestände des Kammmolches. Insbesondere während den Wanderungen, etwa vom Winterquartier in reich strukturierte Wälder zum Laichgewässer, erfahren Kammmolche und andere Amphibien häufig Verluste durch den Straßenverkehr.
Weitere Informationen erhalten Sie unter:
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Historische Gärten, Parks und Alleen in großen Städten beherbergen eine große Zahl uralter Baumriesen. Viele davon sind über 200 Jahre alt. Diese Methusalems sind nicht nur schön anzusehen, sondern vor allem Lebensraum für zahlreiche tierische Bewohner. Im Kronendach, hinter abgeplatzter Rinde oder in abgestorbenen Ästen wimmelt es von Leben. Vor allem die Bewohner des Totholzes haben es den Wissenschaftlern und Experten der Naturschutzbehörden angetan.
Denn unter ihnen finden sich Arten, die zu den am stärksten gefährdeten Waldbewohnern Deutschlands gehören. Sie stammen aus einer Zeit als große Teile Mitteleuropas noch mit ursprünglichen Wäldern bedeckt waren. Dort entstand durch den natürlichen Alterungsprozess der Bäume kontinuierlich und in großen Mengen Totholz – der Lebensraum hoch spezialisierter Totholzkäfer. Doch diese Urwälder mit ihrem unerschöpflichen Reservoir an abgestorbenem Kronentotholz, Mulm- und Faulhöhlen sind weitgehend aus unserer Landschaft verschwunden. Große Städte, wie Regensburg, mit ihren jahrhundertealten Alleegürteln und Parkanlagen, wurden dadurch zum überlebenswichtigen Refugium für eine ganz besondere Artengemeinschaft.
Jüngste Untersuchungen in der Stadt Regensburg belegen 169 Käferarten, die in ihrer Entwicklung auf Holzsubstrat angewiesen sind. Darunter zahlreiche Rote-Liste Arten. 34 % der gefundenen Arten sind in der Rote-Liste Bayerns gelistet und werden mitunter als vom Aussterben bedroht oder bereits als ausgestorben eingestuft. Der bedeutungsvollste Fund ist der Wiederfund des in Deutschland ausgestorbenen Schienenkäfers Nematodes filum. Die Art gilt als Urwaldreliktart für Deutschland und Mitteleuropa. Elf weitere Urwaldreliktarten allein im Alleengürtel der Stadt (ohne angrenzende Parks) unterstreichen die hohe Bedeutung des Stadtgebiets. Zusammen mit den umliegenden Wäldern bis Scheuchenberg kommt man sogar auf 18 Urwaldreliktarten. Regensburg gehört damit zu einem der bedeutendsten Wald- und Baumbeständen mit Urwaldcharakter in Bayern. Zum Vergleich: der Innere Bayerische Wald mit Nationalpark beherbergt 19 Arten.
Doch welche Bedeutung haben diese Ergebnisse für den Biotopverbund?
Große Städte wie Regensburg bilden aktuell Kernlebensräume für xylobionte Urwaldreliktarten. Ihre Aufgabe ist es, dieses besondere Artenpotential langfristig zu bewahren. Durch fachkundige und schonende Pflege der alten Bäume in den städtischen Grünzügen bleiben wertgebende Totholzstrukturen erhalten und die über Jahrhunderte währende Standorttradition für Totholzkäfer gewahrt. Es entsteht Urwald in der Stadt.
Darüber hinaus nehmen die Alleen und Parks im Netz des Biotopverbundes eine wichtige Funktion als Quellpopulation und Trittstein zu umliegenden wertgebenden Offenland- und Waldstrukturen ein, wie zum Beispiel zu Naturschutzgebieten, Naturwaldreservaten, lichten Waldrändern und alten Streuobst- oder Gehölzbeständen. Ausgehend von den alten Alleen und Parkanlagen können sich so xylobionte Arten in der Landschaft wieder ausbreiten und fördern den Austausch zwischen ökologisch wertvollen Flächen. Besonderes Potenzial als Ausbreitungskorridor haben in Regensburg die alten, lichten Baumbestände entlang der Donau und die Schutzgebiete, die aus dem Stadtgebiet in die ländliche Umgebung reichen. Gerade für den immer drängender werdenden Insektenschutz zeigen Totholzkäfer anschaulich wie wichtig langlebige Strukturen als stabile Quelle für Arten und als dauerhafte Wanderwege zwischen Biotopen sind.
Regensburg steht mit ihrer Bedeutung für den Biotopverbund nicht allein. Auch andere Städte mit historischen Alleen und Parkanlagen sind Erhaltungsinseln für Urwaldreliktarten, z.B. das Stadtgebiet Nürnberg mit 17 Urwaldreliktarten und Aschaffenburg mit 13 Urwaldreliktarten. Es lohnt also, auch vor dem Hintergrund des Klimawandels den Verbund der städtischen Biotope mit denjenigen in den umgebenen Landkreisen zu stärken und zu fördern, damit unsere Arteninseln keine Inseln bleiben.
Das Projekt wurde gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz und dient der Umsetzung des Biodiversitätsprogramms 2030.
BayernNetzNatur- & Biodiversitätsprojekte
„BayernNetzNatur“ steht für Projekte und Initiativen zum Aufbau eines bayernweiten Biotopverbundsystems. Oberstes Prinzip bei BayernNetzNatur ist die Freiwilligkeit aller Maßnahmen und der kooperative Ansatz. Die Finanzierung von BayernNetzNatur-Projekten erfolgt über verschiedene Fördergelder aus Landes-, Bundes- und EU-Mitteln.
Zwei der größten BayernNetzNatur-Projekte des Regierungsbezirks Oberpfalz gelten bayernweit als best-practice Beispiele und zeigen besonders beispielhaft, wie die Bayerische Biodiversitätsstrategie erfolgreich umgesetzt werden kann. Nicht zuletzt sorgen sie durch ihre Regionalvermarktungskonzepte dafür, dass sich Naturschutz auch für Landwirte lohnt und sind so Modell für viele andere erfolgreiche Projekte. Es gilt: zur Nachahmung empfohlen!
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Landkreisübergreifend präsentiert sich das Projekt Juradistl in den Landkreisen Amberg-Sulzbach, Neumarkt i.d.OPf., Regensburg und Schwandorf. Bereits 2002 gab es erste Bemühungen der Landschaftspflegeverbände der Landkreise und des Verbandes für Landschaftspflege damals noch unter dem Namen nepomuk. Seit 2004 wird unter neuem Namen die biologische Vielfalt im Oberpfälzer Jura gesichert und die Maßnahmen erfolgreich weitergeführt und -entwickelt. Die standortgerechte und nachhaltigen Bewirtschaftungsformen für die kargen Wacholderheiden des Oberpfälzer Juras sind dabei oberstes Ziel des Projektes. So wird mit Beweidung durch Schafe und Rinder die regionaltypische Landschaft und alte Nutztierrassen erhalten sowie ein großflächiger Biotopverbund geschaffen. Der naturschutzgerechten Regionalvermarktung wird mit der Naturschutzmarke Juradistl Rechnung getragen. Besuchern und Einheimischen wird mit Wander- und Radrouten entlang von Naab, Vils, Lauterach, Schwarzer Laber und Forellenbach sowie Erlebnisstationen und Veranstaltung das Naturerlebnis Juradistl nähergebracht.
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Unter dem Motto Natur.Vielfalt.Tännesberg hat sich eine ganze Gemeinde dem Ziel des Schutzes der Biodiversität von Arten, Kultursorten und Lebensräumen verschrieben. Damit ist sie die erste Biodiversitätsgemeinde Deutschlands. 2009 startet das Projekt mit der gemeinsamen Umsetzung durch den Naturparkverein, Naturschutzverbände, Land- und Forstwirtschaft, Bayerischen Staatsforsten, der Wasserwirtschaft und engagierten Bürgern. Die nachhaltige Entwicklung der Gemeinde ist hierbei von ebenso hoher Bedeutung wie der Erhalt von wertvollen Lebensräumen. So werden etwa im Kainzbachtal Moor- und Streuwiesen wiederhergestellt oder durch extensive Nutzung neue Lebensräume zum Beispiel für das seltene Rebhuhn geschaffen. Der Erhalt alter Nutztierrassen und Kultursorten wird durch die Haltung und Zucht der Rasse „Rotes Höhenvieh“ sowie durch Anbau von Getreidesorten wie Emmer, Einkorn und Dinkel erreicht. Regionale Vermarktung und vielfältige Veranstaltungen zu Umweltbildung und Erholung runden das Projekt ab und sollen die Ziele auch nach außen vermitteln.
LIFE für die Natur
Seit 1992 gibt es das LIFE-Programm der Europäischen Union. Damit soll vor allem die Umsetzung der Vogelschutz- und Habitatrichtlinie gefördert und so das Europäische Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ unterstützt werden. In der Oberpfalz wurden bislang drei LIFE-Projekte durchgeführt.
- Maßnahmen zur Bestandsförderung der Großen Rohrdommel in fischereiwirtschaftlich genutzten Teichgebieten Bayerns (abgeschlossen)
- Prackendorfer und Kulzer Moos (abgeschlossen)
- Große Hufeisennase in der Oberpfalz (abgeschlossen)
Darüber hinaus gibt es seit 2017 ein bayernweites Kommunikationsprojekt „LIFE living Natura 2000“ für das Natura 2000 Netzwerk in Bayern. Unter der Federführung der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) und in enger Zusammenarbeit mit den Höheren Naturschutzbehörden zielt das Projekt darauf ab, die Bedeutung und Relevanz dieses einzigartigen Schutzgebietsnetzwerks für die Gesellschaft und die Natur aufzuzeigen.
- LIFE living Natura 2000 (Laufzeit 2016-2021)
Naturschutzgroßprojekte des Bundes
Ziele des seit 1979 bestehenden Förderprogramms „chance.natur - Bundesförderung Naturschutz“ sind der Schutz und die langfristige Sicherung national bedeutsamer und repräsentativer Naturräume mit gesamtstaatlicher Bedeutung. Deutschland leistet damit einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt des nationalen Naturerbes und zur Erfüllung internationaler Naturschutzverpflichtungen. Über „chance.natur“ können nur Gebiete gefördert werden, die im nationalen und internationalen Interesse für den Naturschutz außerordentlich wertvoll und für den betreffenden Lebensraumtyp in Deutschland besonders charakteristisch und repräsentativ sind. Das Förderprogramm soll zum dauerhaften Erhalt von Naturlandschaften sowie zur Sicherung und Entwicklung von Kulturlandschaften mit herausragenden Lebensräumen beitragen. In der Oberpfalz wurden bislang zwei Naturschutzgroßprojekte durchgeführt. Lesen Sie hierzu mehr: